Be formless, shapeless, like water / Tai Chi, die weiche Kampfkunst Teil 1

 

Hallo und wieder einmal herzlich willkommen bei der Tai Chi Akademie in Kaiserslautern.

 

In unserem heutigen Blogeintrag geht es um unser Tai Chi Training. Ellen, eine unserer langjährigen Schülerinnen, wird euch ihre Welt dieser wundervollen chinesischen Kampfkunst vorstellen. Wir haben diesen Artikel komplett in Ellens Wortklang erhalten und möchten euch somit ihre Meinung unkommentiert zur Verfügung stellen.

 

Um deutlich zu machen, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen und Erfahrungen mit Tai Chi sein können werden wir außerdem in den nächsten Monaten noch zwei weitere Darstellungen veröffentlichen. Wir hoffen damit erreichen zu können, dass ihr euch als Leser ein möglichst umfangreiches Bild von dieser alten weichen Kampfkunst machen könnt. Nun erteilen wir aber ohne weitere Erklärung unserer Ellen das Wort.

 

 

“Empty your mind! Be formless, shapeless, like water. If you put water into a cup, it becomes the cup. Put it into a bottle, it becomes the bottle, you put into a teapot, it becomes the teapot. Now water can flow, or it can crash: Be water, my friend!” – Bruce Lee. „Leere deine Gedanken! Sei ohne feste Gestalt und Form, so wie Wasser. Wenn man Wasser in eine Tasse füllt, wird es zur Tasse. Füllt man es in eine Flasche, wird es zur Flasche, füllt man es in einen Teekessel, wird es zum Teekessel. Wasser kann fließen, oder es kann zerstören. Sei Wasser, mein Freund.“

 

„ Sei wie Wasser.“

 

Das ist ein Ausspruch, den man auch im T’ai Chi Ch’uan ständig hört. Da unser Körper hauptsächlich aus diesem Element besteht, ist es nach der inneren und sanften Schule für den Menschen am besten, sich gemäß seiner Natur zu bewegen, also wie Wasser. Das T’ai Chi Ch’uan zählt zur sanften und inneren Schule und legt im Gegensatz zur harten und äußeren Schule, die auf Körperkraft, Schnelligkeit, Reaktionsvermögen und Körperbeherrschung ausgelegt ist und in der auch das Abhärten von Händen und Füßen für Schläge und Stöße ein wichtiger Bestandteil ist, Wert darauf, die zwei überragenden Eigenschaften des Wassers zu berücksichtigen: Auf der einen Seite ist es sanft und nachgebend, auf der anderen zeigt es eine unüberwindliche Stärke. Deshalb wendet man in den Übungen des T’ai Chi Ch’uan das Prinzip des Nachgebens an, um das Harte, also Schläge oder Tritte, zu überwinden. Nur dadurch kann eine optimale Selbstverteidigung erzielt werden.

 

T’ai Chi Ch’uan wurzelt in der Philosophie des Taoismus. Die Grundidee ist die Philosophie von Yin und Yang. Yin und Yang bilden nach ihr als sich fortwährend ausgleichende Gegensätze eine nicht zu trennende Einheit. Jede Bewegung muss also auch ihren Gegenpart haben, sodass ein fortwährender Wechsel entsteht, in dem es keine Unterbrechung gibt. In unserem Verein wird hauptsächlich der Yang-Stil unterrichtet. Er zeichnet sich durch sanfte, fließende Bewegungen und gleich bleibende Geschwindigkeit aus und steht im Gegensatz zum Chen-Stil, der viele schwierige Sprünge, unterschiedliche Geschwindigkeiten und schnelle Drehungen beinhaltet. Die zuerst erlernte Form, auch „lange Form“ genannt, ist eine Einzelübung mit ca. 108 Stellungen (je nach Zählweise). Es existieren neben ihr noch kürzere Formen sowie Waffen- (für Stock, Schwert, Säbel) und Partnerformen.

 

Ellen (vorn rechts) beim Training der großen Yang Form

Ellen (vorn rechts) beim Training der großen Yang Form

 

Doch was genau macht das T’aich Chi Ch’uan so besonders? Genau wie das Kung Fu ist es nützlich für die Selbstverteidigung. Da es jedoch zur sanften Schule gehört, trägt es außerdem zur Erhaltung der Gesundheit bei. Man sagt, dass die Übungen des T’ai Chi Ch’uan die Lebenskraft Ch’i anregen und den Energiefluss in den Meridianen aktivieren. Der Austausch von altem und schwachem Ch’i führt schließlich zu einer energetisierenden und heilenden Wirkung. Aufgrund der ausgewogenen Beanspruchung aller Muskeln, Sehnen, Gelenke und Knochen kann auch die Flexibilität bewahrt werden. Außerdem versetzt der gleichmäßig ruhige Fluss der Bewegungen und die tiefe Atmung die seelische Verfassung in Ruhe und Ausgeglichenheit.

 

Es heißt nicht umsonst: „T’ai Chi Ch’uan bringt einem den Geistesfrieden eines Weisen, die gesunde Robustheit eines Holzfällers und die Gelenkigkeit eines Babys.“

 

Ein weiterer Hauptaspekt ist die Meditation. Denn die Übungen sind darauf ausgelegt die geistige Sammlung und Konzentration zu üben, wobei auch die Entspanntheit und die Atemtechnik eine große Rolle spielen. Das Denken soll zur Ruhe kommen und somit der Abbau der Überreiztheit, Nervosität und Stresserscheinungen gefördert werden, die man im täglichen Leben sammelt.

 

Soweit zum Training und der Theorie. In der Wirklichkeit ist es gar nicht so leicht das Ganze auch umzusetzen. Ich mache zwar erst seit einer verhältnismäßig kurzen Zeit T’ai Chi Ch’uan, um genau zu sein drei Jahren, aber es ist trotzdem zeitweise ziemlich schwer all die Aspekte, die man während einer Übung zu beachten hat, auch im Blick zu haben. Außerdem fällt es einem immer wieder schwer keine Körperkraft zu benutzen, sondern sich auch ohne sie effektiv gegen einen Gegner zu wehren.

 

Wie jede Sportart verbessert man sich natürlich auch in dieser nur durch regelmäßiges Üben. Dabei braucht man tatsächlich nur eine kleine Fläche um die einzelnen Bewegungen effektiv üben zu können. Außerdem kann man Gelerntes auch im täglichen Leben ohne Probleme einbinden. Sei dies nun wie man richtig läuft, richtig sitzt, richtig atmet oder Dinge so anhebt, dass man dabei seinem Körper nicht schadet.

 

Die Kampfkünste sollte man nicht trennen. Ellen trainiert auch seit mehreren Jahren Kung Fu

Die Kampfkünste sollte man nicht trennen. Ellen trainiert auch seit mehreren Jahren Kung Fu

 

Alles in allem muss man sagen, dass sich die eigenen Bewegungen und Bewegungsabläufe schon ziemlich schnell verändern und runder werden. Die Techniken, die sich in der Form verstecken, sind sowohl lehrreich, als auch nützlich anzuwenden. Ich persönlich finde das T’ai Chi Ch’uan äußerst nützlich, da es auch weniger durchtrainierten Männern und Frauen hilft, sich zu verteidigen und einem gleichzeitig beibringt die Kraft des Gegners zu nutzen, um ihn zu besiegen.

 

Ich hoffe ich habe euch trotz der vielen Theorie einen etwas besseren Einblick in das T’ai Chi Ch’uan ermöglicht. Für mich persönlich sind die Grundideen und Techniken, die man in den Übungen des T’ai Chi Ch’uan erlernen kann, äußerst hilfreich, da sie mir ein besseres Verständnis über die Art, wie sich mein eigener Körper am besten bewegt, gezeigt haben.

 

Alles Gute!
Ellen

 

 

Nun bist Du wieder an der Reihe, hast Du Fragen an uns? Wie ist Deine Meinung zu Tai Chi? Welche Erfahrungen mit dieser oder ähnlichen Kampfkünsten hast Du gemacht? Lass es uns wissen, wir freuen uns über das Teilen unseres Beitrages, einem Kommentar oder einem schnellen Gefällt mir!

Dann bleibt uns nur noch, uns recht herzlich bei Ellen für diesen großartigen Blogeintrag und bei Dir fürs Lesen zu bedanken.

 

Bis zum nächsten Mal,
Dein Team der Tai Chi Akademie Kaiserslautern

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