Tai Chi, Qi Gong und Kung Fu als „Therapie“

Herzlich Willkommen zu unserem Blogeintrag. Diese Woche haben wir einen Beitrag für dich, dessen Verfasser anonym bleiben wird. Es ist die Erfahrungsgeschichte einer 49 Jahre alten Schülerin, die sich aufraffte um ihr Leben neu zu erleben.

 

Wir danken ihr von Herzen für diese ehrlichen Zeilen und wünschen dir viel Freude beim Lesen. Wer weiß, vielleicht brauchst auch du ein wenig Mut um glücklicher zu leben?

 

Seit einigen Jahren war ich (49 Jahre alt) auf der Suche nach etwas, das mir sowohl physisch, als auch seelisch helfen kann, „stabiler“ zu werden, einige Schwierigkeiten und Probleme zu lösen. Vor zwei Jahren fand ich schließlich den Weg zur chinesischen Kampfkunst. Nach einem Probe-Training im Tai Chi war ich schon ziemlich sicher: „Das ist es!“ Aber der Einstieg erwies sich dann doch als schwieriger als gedacht.

 

Mancher Weg ist sehr beschwerlich ...

Mancher Weg ist sehr beschwerlich …

Dazu muss ich anmerken, dass ich durch verschiedene Ereignisse in Kindheit und Jugend, die ich hier nicht im Einzelnen ausführen möchte, an Depressionen und Angstzuständen leide. „Trigger-Worte“ und „-Situationen“ werfen mich von einem Augenblick zum anderen völlig aus der Bahn. Sie lösen Angst- und Panikreaktionen aus die ich nicht steuern kann. So waren die ersten Wochen und Monate sehr schwierig, weil z.B. das Qi Gong Türen aufstieß, die ich lieber geschlossen gehalten hätte. Zumindest empfand ich es am Anfang so.

 

Auch im Tai Chi war es zunächst nicht leicht. In einem Raum mit fremden Leuten zu sein war das eine, das andere war mein Gefühl des „Nichtkönnens“ und des „das werde ich nie schaffen“. Diese waren so stark, dass ich mich immer wieder zwingen musste zum Training zu gehen. Wenn ich mich überwunden hatte, machte mir das Training sehr viel Spaß, aber die Angstsituationen waren sehr heftig und kaum auszuhalten.

 

Ein Beispiel dafür war, als unser Meister die ersten Schritte der „Form 24“ abfragte. Jeder sollte alleine vor ihm und der Gruppe die Form laufen. Das Wort „alleine“ ist eines meines „Trigger“, also so eine Art Knopfdruck. Ich war gelähmt vor Angst und konnte nicht kontrollieren was folgte. Ich stand einfach an der Wand im wahrsten Sinne des Wortes. Ich konnte mich weder bewegen, noch irgendetwas sagen. Der Meister hat glücklicherweise nicht darauf bestanden, meine Form zu sehen. Dieses Verständnis tat sehr gut und ich bin ihm für seine mitfühlende Haltung immer noch dankbar.

 

Manche Türen muss man aufstoßen …

 

Es gab noch einige ähnliche Situationen dieser Art, von „völlig aufgelöst aus dem Training wegzulaufen“ bis zur völligen Resignation und Aufgabe. Aber die Geduld des Meisters, einige Gespräche und immer wieder Zuspruch durch ihn sowie aus den Reihen der Mitschüler haben nach und nach dazu geführt, dass einige der Blockaden aufbrachen. Dies war zwar äußerst unangenehm, aber ich merkte mehr und mehr, das sich all die Anstrengung und der innere Kampf lohnen würden. Der Weg war lang jetzt, nach zwei Jahren, bin ich sehr viel stabiler im Umgang mit Kollegen. Ich kann Gesprächspartner direkt ansehen und Blicke nicht mehr unsicher zu Boden. Von „Du strahlt mehr Selbstbewusstsein aus“ bis zu „Du lässt Dir nicht mehr so viel gefallen, weiter so!“ gehen die Bemerkungen meiner Kolleginnen. Das bestärkt mich und zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin.

 

Durch die Hinzunahme des Kung Fu-Trainings vor einem knappen Jahr hat sich noch mehr verbessert. Nicht nur Kondition und Beweglichkeit, sondern auch, dass ich mir Ziele setzen kann und sie auch erreiche. Ich entwickelte Ausdauer und den Willen, etwas zu schaffen. Und mit jedem „Geschafft!!!“ steigt die Motivation weiter zu kämpfen. Ich gehe in kleinen, für mich aber großen Schritten vorwärts.

 

Manchen Gipfel muss man erklimmen ...

Manchen Gipfel muss man erklimmen …

 

Sicher ist Kung Fu nicht das alleinige Mittel gegen psychische Probleme und Erkrankungen. Aber mir hat es sehr geholfen. Noch immer komme ich an Grenzen, aber ich habe gelernt, dass ich sie überwinden kann. Vor Herausforderungen knicke ich nicht mehr so schnell ein. Ich verfalle nicht mehr so schnell in Panik und wenn, dann schaffe ich es auch diese Angst zu meistern. Ich stelle mich der Angst und halte sie besser aus.

 

Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig vermitteln, was mir Kung Fu, Tai Chi und Qi Gong bedeuten.
Kindheits-Traumata und Misshandlungen müssen nicht die Persönlichkeit zerstören oder einschränken! Es lohnt jede Anstrengung, wieder ins Leben zu finden.
Frei nach dem Motto „Es ist ein steiniger Weg, doch es lohnt, ihn zu geh’n“ (Zitat)
Am Ende möchte ich meinem Meister und meinen Freunden im Training für alles von Herzen danken.
Ich wünsche allen Lesern viel Freude und Mut im Leben.

 

M. aus Bielefeld

 

So nun sind wir schon wieder am Ende angelangt. Wie hat dir der heutige Text gefallen? Kennst du ähnliche Situationen wie die unserer Schülerin? Wie hast du sie gemeistert oder bist du gar noch auf der Suche nach deiner eigenen Strategie?
Vielleicht ist die Kampfkunst auch etwas für dich? Es ist nie zu spät etwas zu verändern!
 

Wenn dir der Text gefallen hat, teile ihn gerne auf deiner Social Media Seite.

 

Alles Gute und bis zum nächsten Mal,
dein Team der Tai Chi Akademie

Und jetzt noch einen Proteinshake!

Hallo und willkommen zum neusten Eintrag in unserem Blog.

 

Heute haben wir wieder einen Expertenbeitrag von unserer freundlichen Marianne für dich. Neben dem Kung Fu verbringt sie Ihre Freizeit mit Krafttraining und bewegt dort Freihanteln, die in Sachen Gewicht so manchen Mann blass werden lassen. Ihr beruflicher Hintergrund gibt ihr die Möglichkeit, uns immer wieder mit medizinischem Wissen zur Nahrungsergänzung usw zu versorgen.
Heute geht es um den Sinn und Unsinn von Eiweißshakes in Trainingsphasen.
Viel Freude beim Lesen.

 

Hallo hier ist mal wieder Marianne,
Viele von euch denken bestimmt nach einem harten Training einen Eiweißshake zu benötigen. Doch ist das ein Muss?! Für was brauche ich das überhaupt?!

 

protein

Kommen wir erst einmal dazu für was der Körper Eiweiß (Proteine) benötigt.
Proteine sind grob gesagt Bausteine des Körpers und „reparieren“ Zellen, Gewebe und Muskelmasse. Außerdem bestehen unsere Hormone, Enzyme und Antikörper aus Proteinen. Es besteht aus 20 Aminosäuren und 8 davon kann der Körper nicht selbst herstellen und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Man nennt diese auch essentielle (lebensnotwendige) Aminosäuren.
Da der Körper diese nicht wie Fett oder Kohlenhydrate speichert, ist es wichtig sie täglich mit der Nahrung aufzunehmen. Wenn der Körper zu wenig Proteine zu sich nimmt, fängt er an sein eigenes in Form von Muskeln und Gewebe abzubauen.

 

Bei starker körperlicher Belastung kann sich das negativ auf Kondition, Ausdauer und sportliche Leistungsfähigkeit auswirken.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deshalb täglich 0,8g Eiweiß/kg Körpergewicht zu sich zu nehmen. Bei Leistungssportlern sogar bis zu 1,7g/kg Körpergewicht.
Die alleinige Zufuhr von Eiweiß bringt aber noch keinen Muskelaufbau! Hierzu gehört ein intensives, regelmäßiges Krafttraining. Wobei ohne Eiweiß keine Muskulatur aufgebaut werden kann.
Bevor man aber zu den leckeren Shakes greift, sollte man seinen Eiweißbedarf erst mal mit der Nahrung abdecken. Wer sich ausgewogen und gesund ernährt, braucht absolut kein Eiweiß in Form von Shakes, Riegeln, etc. Unsere tägliche Nahrung sollte aus ca. 15-20% eiweißreichen Lebensmitteln bestehen.

 

Wo es dann doch von Nöten werden könnte zu einem Shake zu greifen, Dank des heutigen Zeitmangels durch Beruf, etc., wäre z.B. bei einer Low Carb-Diät, als Leistungssportler oder Zeitdruck. So ein Shake ist ja super schnell zubereitet!
Eine eiweißreiche Ernährung hat zudem noch einen positiven Einfluss auf den Cholersterinspiegel und Stoffwechsel . Außerdem hält Eiweiß länger satt.
Pflanzlliche Proteine sind leider nicht so vollwertig wie tierische, deswegen sollten sich Vegetarier/Veganer mehr damit befassen,welche pflanzlichen Proteine sie miteinander kombinieren, um ihre essentiellen Aminosäuren zu decken.

 

Hier ein paar Beispiele an eiweißreichen Nahrungsmitteln mit Eiweißgehalt:

 

· Lammkotelett 50,8g/200g
· Putenbrust 36,2g/150g
· Thunfisch (Fischzuschnitt) 33g/150g
· Kalbsfilet 30,33g/150g
· Lachs 27,6g/150g
· Vollkornteigwaren 20,1g/150g
· Tofu 16g/100g
· Linsen 14,1g/60g
· Magerquark 13,5g/100g
· Kidney-Bohnen 13,3g/60g
· Mandeln 11,2g/60g
· Hühnerei 7,7g/60g
· Haferflocken 7,5g/60g
· Joghurt, vollfett 5g/150g
· Kuhmilch 5g/150g
· Hüttenkäse, Halbfettstufe 3,8g/30g
· Blumenkohl, frisch 3,8g/150g
· grüne Bohnen, frisch 3,6g/150g
· Frischkäse Doppelrahmstufe 3,3g/30g

 

Kommen wir nun zu unseren Eiweißpulvern, denn da ist Eiweiß nicht gleich Eiweiß! Es gibt die unterschiedlichsten Arten in unterschiedlichen Preisklassen. Doch welches ist das Beste?!
Man kann hier leider nicht verallgemeinern. Man sollte auf die biologische Wertigkeit achten. Diese zeigt an wie gut ein Nahrungsprotein in unserem Körper verstoffwechselt werden kann. Je ähnlicher dabei die Aminosäurefrequenz (die sich in unserem Körper befindet) des Nahrungsproteins ist, desto höher ist die biologische Wertigkeit. Außerdem spielt noch der Gehalt der essentiellen Aminosäuren eine Rolle. Je mehr enthalten ist, desto besser!
Die höchste biologische Wertigkeit eines Einzelproteins besitzt Whey (Molkenprotein). Es hat einen Wert von 104. Bereits 20g reichen hier völlig aus, denn für eine maximale Stimulation der Proteinsynthese in den Muskeln reichen bereits 15g essentielle Aminosäuren aus. Und je höher die biologische Wertigkeit, desto weniger Protein pro Mahlzeit sind nötig.

 

Es gibt 3 Arten von Whey Proteinen:

 

· Whey-Protein-Isolat: Gewinnung durch Mikrofiltrations- und Ionenaustauschverfahren; enthält somit 90-96% Protein und durch diese Gewinnung kommt es zu einer sehr hohen Abnahme an Laktose, was besonders für intolerante Menschen von Vorteil ist! Der Laktosegehalt beträgt meist unter 1%; durch das aufwendigere Verfahren meist etwas teurer als das Konzentrat.

 

· Whey-Protein-Konzentrat: es ist die einfachste und weitverbreiteste Form des Wheys; Gewinnung durch Ultrafiltration; Proteingehalt liegt bei 70-80%; Anteil von Kohlenhydraten und Fetten liegt unter 10%; es ist das meist verkaufte und günstigste Whey

 

· Whey-Protein-Hydrosylat: Gewinnung durch Hydrolyse; es kann vom Körper noch schneller aufgenommen werden; wird nicht häufig eingesetzt und das Verfahren ist teuer, deswegen ist es das teuerste Whey; enthält 90-96% Protein.

 

Whey gehört zu den besser wasserlöslichen und schnellverdaulichen Proteinen und wird somit schneller vom Körper aufgenommen und eignet sich somit kurz vor und nach dem Training. Außerdem hemmt und mindert es vor dem Training eingenommen, während und danach den Cortisolspiegel (zu hoher Cortisolspiegel u.a. verlangsamt die Fettverbrennung und Regenerierung der Muskulatur).

 

Dann gibt es noch das Casein:
Es besteht aus langen Aminosäureketten und braucht länger, um verdaut zu werden. Es eignet sich für zwischen den Trainingseinheiten bzw. zwischen Phasen mit langer Trainingsabstinenz. Die biologische Wertigkeit ist bei 77 und somit geringer als bei Whey.

 

Und zu guter Letzt eines der pflanzlichen Proteine, das Sojaprotein:
Es liegt von der biologischen Wertigkeit bei ca. 70 und von der Verdaulichkeit her liegt es zwischen den beiden vorher genannten Proteinquellen.

 

Es gibt natürlich auch noch andere Proteinbestandteile, aber ich habe mich auf die wichtigsten konzentriert.
Und welches davon jetzt das Beste für dich ist, musst du im Endeffekt selbst entscheiden. Es kommt ganz auf die persönlichen Bedürfnisse an. Und wie oben genannt, ist so ein Shake kein Muss, denn es ist nur eine andere Darreichungsform und vereinfachte Form Eiweiß aufzunehmen. Ein Vorteil von Whey wäre z.B dass es keine negativen Begleitstoffe hat, meist fett- und kohlenhydratarm ist. Ich würde mich aber bei der Auswahl an große Markenhersteller halten, denn wie bei Lebensmitteln können auch bei den Proteinpulvern Verunreinigungen oder sonstige Rückstände zu Problemen führen. Woran man sich sehr gut orientieren kann, ist die Kölner Liste. Der Eintrag zeigt an, dass die Produkte rein sind.
Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben, denn exzessive Ausmaße an Proteinzufuhr gehen an die Nieren und erhöht die Harnsäurewerte. Im schlimmsten Fall kann es Krankheiten wie Rheuma oder Gicht begünstigen. Und weil die Niere dann stark arbeitet, verliert der Körper enorm Wasser und somit wichtige Mineralstoffe.
Also wichtig ist es auf jeden Fall den Eiweißbedarf zu decken und da am besten mit Nahrungsmitteln. Zu den Nahrungsergänzungsmitteln sollte man als Freizeitsportler erst greifen, wenn es nicht anders geht.

 

Bis zum nächsten Mal!
Eure Marianne

 

Wir hoffen der Beitrag konnte dir einige Fragen beantworten. Wie gehst du mit Nahrungsergänzungsprodukten um? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Lass es uns einfach in einem Kommentar wissen.
Falls du noch Fragen zu anderen Präparaten hast, lass uns auch dies wissen.

 

Am Ende möchten wir uns noch recht herzlich bei unserer Pharmazeutisch-technischen Assistentin ( Marianne ) für ihre Mühe und den informativen Beitrag bedanken.
Alles Gute und bis zum nächsten Blog

 

Eure Tai Chi Akademie Kaiserslautern

Jaap und Jörg im Zentrum von Himmel und Erde

Montag ist Blogtag,

 

Herzlich Willkommen zu unserem neuen Blogeintrag. Heute hat unser Jörg Roth wieder einen Tagesbericht aus China für dich. Im Juni war er zusammen mit unserem Schüler Jaap Sanders, 2,5 Wochen im Shaolin Tempel / Henan / China. Den beiden liegt neben der Kampfkunst, auch die chinesische Kultur am Herzen. Zusätzlich zu der buddhistischen Tradition des Shaolintempels, wollten sie auch die Welt des Daoismus erfahren und verbrachten einen Tag im Zhongzhou Yue Miao, dem Zentrum von Himmel und Erde in der Stadt Dengfeng.
Was sie erlebt haben, erfährst du in den folgenden Zeilen.

 

Hallo, hier ist mal wieder Jörg Roth.

 

Der Morgen in Shaolin begann wie meist gegen 6.30 Uhr mit Müsli, Früchten, Eiern und einem löslichen Kaffe auf unserem Zimmer.
Gegen 8 Uhr machten Jaap und ich uns auf den Weg zur Trainingshalle im Shaolin Tempel. Nach 2 Runden laufen durch den Tempel, folgte wie jeden Tag das Dehnen an den Felsen hinter der Dharmahalle.
Kurz vor 9 Uhr kam unser Meister Shi Yan Zhao und sagte uns, dass wir heute nicht im Tempel trainieren, sondern ganz traditionell zur Bodhidharmastatue laufen würden. Mit laufen meinte er natürlich rennen.

 

Bei ca 34 °C ist das wirklich keine Freude. Ich muss ganz ehrlich sein, ich musste drei kleine Pausen einlegen um oben anzukommen. Einer dieser Zwischenstops beinhaltete einige Niederwerfungen an der Bodhidharma-Höhle. Auf dem Gipfel des Berges, neben der weißen Statue des ersten Patriarchen, musste ich mir noch einmal 5 Minuten Ruhe gönnen. Nach drei Niederwerfungen vor Bodhidharma mit einem Räucherstäbchen in der Hand, machte ich mich auf den Rückweg. Das Räucherstäbchen ist ein Beweis dafür, dass der Schüler den Weg wirklich komplett gelaufen ist. Der Rückweg verging, im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Fluge. Die Treppen sind so steil, dass es anstrengender ist zu bremsen, als einfach nur durchzurennen. Ab und zu muss man aufpassen, dass man bei einem Sprung über die nächsten fünf Treppen oder im vollen Rennen, keinen verträumten Touristen niederstreckt. Nach ca. 50 Minuten war der erste „Dharmarun“ dieses Aufenthaltes für mich beendet.

 

Die Treppen zu Bodhidharma sind schon als Wanderung nicht zu unterschätzen

Die Treppen zu Bodhidharma sind schon als Wanderung nicht zu unterschätzen

Unser Meister erwartete Jaap und mich an der Pforte des Nonnenkonvents, in der Nähe des Shaolinhaupttempels. Dort warteten auch unsere Waffen auf uns. So verbrachten wir die restliche Stunde mit dem Training an Speer und Pu Dao ( kleine Hellebarde )
Nach dem Mittagessen, hatten wir an diesem Tag trainingsfrei. Nach den Strapazen des Morgens war ich um diesen Umstand auch von ganzem Herzen dankbar.
Trotzdem hatten wir uns etwas für den Nachmittag vorgenommen und so fanden wir uns gegen 14 Uhr in einem Taxi nach Deng Feng wieder. Unser Ziel war dieses Mal aber nicht die Innenstadt, sonder der größte taoistische Tempel der Provinz Henan. Den ZHONG YUE MIAO (Tempel des Mittleren Gebirges).

 

Die Pforte des Zhong Yue Miao

Die Pforte des Zhong Yue Miao

 

Schon am Tor der Anlage waren wir von der Schönheit der Architektur beeindruckt, jedoch sollte dieser erste Blick nur eine Vorbereitung auf den schönsten Tempel sein, den ich in meinem Leben jemals betreten habe. Über zwei von Bäumen gesäumte kleine Alleen und ein weiteres Tor betraten wir den ersten bebauten Hof der Anlage, der in einer Art Empfangshalle mündete.

 

Dort trafen wir auf die ersten taoistischen Meister. Einer von ihnen kam sofort lachend auf uns zu und bot uns Kuchen an. Etwas perplex aber dennoch froh über diese Begrüßung stellten wir uns mit meinen grundlegenden Chinesischkenntnissen und der internationalen Sprache von Händen und Füßen vor. Er wollte alles wissen. Wo wir herkommen. Wo wir wohnen. Wie alt wir sind. Ob wir Kung fu trainieren, usw. Nachdem die Haltung des Meisters immer herzlicher wurde und er uns schließlich anbot, uns durch den Tempel zu führen, fragte ich ihn nach einem Foto. Er sagte sofort ja, bestand aber darauf, auch eines mit mir haben zu dürfen. So schickte er einen seiner Schüler los um sein Handy zu holen und wir machten einige Fotos.

 

Der freundliche taoistischer Meister zusammen mit Jörg Roth

Der freundliche taoistischer Meister zusammen mit Jörg Roth

Anschließend begann die Führung durch den Komplex. Als erstes zeigte er uns den ältesten Baum im Tempel, der als Heiligtum gilt – ein wirklich erstaunlicher, von der Zeit gezeichneter Stamm, der eine mächtige grüne Nadelkrohne trägt, die mit roten Bändern übersät ist. Leider konnte ich nicht alles verstehen, was unser freundlicher Begleiter darüber erzählte. Dieser Umstand ärgerte mich ein wenig und ich schwor mir, meine Sprachkenntnisse bis zu meiner nächsten Reise in das Land der Mitte zu vertiefen. Im nächsten Hof stand eine große gelbe Kürbisflasche, die, soviel ich weiß, auf einen der acht Unsterblichen der taoistisischen Lehre zurückgeht. Die Flasche des Li Tieguai, soll magische und heilende Substanzen beinhalten. Wer daraus trinkt, erhalte ewiges Leben.
Die Flasche stand im Zentrum des Hofes und von ihr aus ging es in den Himmelsrichtungen zu vier wunderschönen Hallen. Jede dieser Hallen scheint einer Himmelsrichtung gewidmet zu sein.
An Ihren Innenwänden befanden sich Fresken aus den Epochen der Menschheit. So waren zum Beispiel in der ersten Halle Bilder und Szenarien aus dem Leben der Höhlenmenschen und in der nächsten das Aufblühen der Zivilisation in China zu sehen.

 

Die Nördliche Halle des Zhong Yue Miao

Die Nördliche Halle des Zhong Yue Miao

 

Die Decken der Hallen waren kunstvoll verziert und in der Mitte stand immer ein Schrein mit Heiligen und Geisterwesen. Über dem Schrein befand sich immer ein Tier, welches aus der Decke auf den Schrein hinab blickte. Einmal ein Drache, dann ein Phönix.
Leider konnte ich nicht alle Hallen in diesem Hof anschauen, da unser Guide stolz den nächsten Hof präsentieren wollte.
Auf unserem Weg trafen wir immer wieder auf Priester und Nonnen die uns freundlich grüßten, Tee anboten oder wissen wollten, wie uns der Tempel gefällt.
Alles in allem muss ich sagen, so freundlich und herzlich wurde ich noch nie in einem buddhistischen Tempel aufgenommen. Des weiteren, ist mir aufgefallen, dass Taoisten anscheinend viel mehr lachen als Buddhisten. Ich hatte nicht einmal das Gefühl, dass wir unerwünscht wären. Es war einfach nur schön, diese Herzlichkeit erleben zu dürfen und man fühlte sich sofort heimisch wohl.

 

die Haupthalle des Tempels in Dengfeng

die Haupthalle des Tempels in Dengfeng

Im nächsten Hof des Tempels stand die große Himmelshalle. Ein mächtiges Gebäude mit einer imposanten Treppe, die von wirklich großen Räucheröfen flankiert wurde. Dort verließ uns der freundliche Meister, da er von einem Kollegen gerufen wurde. Auf einer Erhöhung im Zentrum des Platzes vor der Halle war ein kleines Loch im Boden, in dem eine Art Kristallkugel eingelassen war. Eine sehr nette Nonne versuchte uns zu erzählen, was es damit auf sich hatte. Soviel wir es verstanden haben, handelt es sich um das sogenannte ZENTRUM VON HIMMEL UND ERDE. An einem der Festtage im Tempel scheint die Sonne direkt in das Loch und erleuchtet die Kugel. Wenn man sich darüber stellt, hat man in diesem Moment keinen Schatten und steht somit im Zentrum zwischen Himmel und Erde. Nach dieser Einweisung gingen wir hinauf zur Halle.

 

so unscheinbar ist das Zentrum von Himmel und Erde

so unscheinbar ist das Zentrum von Himmel und Erde

 

Dort konnte man einen taoistischen Segen bekommen. Für 150 Yuan (ca. 20 Euro), die dem Tempel zugute kommen, bekam man einen Zylinder mit Holzstäbchen vorgehalten. Nachdem die Stäbchen durch im Kreis schwenken gemischt wurden, durfte man eines ziehen. Dieses Zufallssystem entscheidet über den Segenstext den man ausgehändigt bekommt. Ich fand dieses kleine Ritual sehr schön und nahm die Chance dazu gerne an. Anschließend setzen wir uns in eine Ecke des Platzes und genossen einfach den Moment. In diesem Moment wurde mir erst mal klar, dass hier im Tempel außer uns gerade mal rund 20 Besucher waren. In Shaolin, sind es an einem sonnigen Nachmittag ca 2000. Wirklich schade, dass dieser wundervolle Ort anscheinend so wenig Aufmerksamkeit bekommt. Aber wahrscheinlich sind die Bewohner gar nicht so böse darum. Wir fanden die Stille heilsam und äußerst angenehm.
Gerade als wir gehen wollten, begann ein Priester auf dem Platz vor der großen Halle mit seinen Tai Chi Übungen. Es war sehr beeindruckend. Die Bewegungen waren runder und kreisender als ich sie jemals gesehen hatte. Auch seine Schritte formten Kreise und Wirbeln.
 

Das Tor zum Haupthof

Das Tor zum Haupthof

 

Dann wurde es aber wirklich Zeit zu gehen, da der Tempel allmählich geschlossen wurde. Wir hatten ein paar wundervolle Stunden im Zhong Yue Miao verbracht, sehr nette Menschen kennengelernt und sogar ein wenig taoistisches Tai Chi gesehen.
Mit einem Taxi ließen wir uns zurück zu unserer Unterkunft in Shaolin bringen und beendeten den Abend mit einem wohlschmeckenden Essen.

 

Alles Gute
Jörg Roth

 

Wie hat dir der Bericht gefallen? Warst du schon mal in einem Tempel, einer exotischen Geisteshaltung? Was hast du dort erlebt? Über welche Berichte aus China würdest du dich freuen?
Lass es uns wissen.

 
Bis zum nächsten Mal.
Dein Team der Tai Chi Akademie