11.01.2014 – Berlin / Shaolin Tempel Deutschland

Puuh der letzte Tag vor der Rückreise ist schon angebrochen. Irgendwie verging die Zeit bisher wie im Flug, aber noch sind wir ja nicht am Ende der Woche.

Ich kriege so im Halbschlaf mit, wie sich meine Zimmergenossin Katrin leise fertig macht um mit Carsten, Kay W. und unserem Trainer Jörg eine Einzelstunde im Qi Gong zu nehmen. Glücklicherweise kann ich mich nochmal umdrehen und ein Auge voll Schlaf genießen.

Etwa eine Stunde später klingelt dann der Wecker und Marianne und ich quälen uns ächzend aus dem Bett um mit den anderen Übriggebliebenen zu frühstücken. Wie jeden Morgen auf dem Weg zum Frühstück habe ich das Gefühl wir sind ein Zombieüberbleibsel von Michael Jacksons „Thriller“, aber irgendwie schaffen wir es doch, dass alle Gelenke am richtigen Ort bleiben und kommen heile unten an. Wie jeden morgen stürze ich zuerst über den Kaffee her (ok, schwarz gefärbtes Wasser trifft es eher. Aber man freut sich ja über die Kleinigkeiten im Leben). Beim Frühstück merke ich, dass sich alle einig sind: zum Glück haben wir keine Einzelstunde so wie die anderen nach einer ganzen Woche Training. Wir sind richtig platt, und doch freuen wir uns auf den Tag.

Nach dem Frühstück geht es auch schon zum Tempel. Wir finden uns alle rechtzeitig im Teehaus ein, denn gleich beginnt auch schon die Morgen-Zeremonie. Diesmal wissen wir schon so in etwa, was uns erwartet, da wir Mittwochs schon an der Abend-Zeremonie teilgenommen haben. Und trotzdem bin ich ganz gespannt und merke, dass es den anderen genauso geht. Auch diesmal verstehe ich nicht viel, genau genommen: gar nichts. Vielleicht sollte ich mich doch noch ein bisschen mehr mit der chinesischen Sprache auseinander setzen? Manche versuchen mitzulesen und halten tapfer durch, einige kapitulieren und legen das Heft nach einer Weile weg, ich mache mir gar nicht erst die Mühe alles zu verfolgen sondern genieße einfach die Klänge und die Atmosphäre. Leider ist der Zauber der Zeremonie viel zu schnell vorüber, aber wir dürfen zusammen mit Abt Shi Yong Chuan noch Fotos vor dem Altar machen. Anschließend genießen wir gemeinsam mit den anderen Zeremoniebesuchern die mitgebrachten Leckereien.

Abt Shi Yong Chuan und die Kung Fu Gruppe aus Kaiserslautern

Von der Zeremonie und den Stückchen gestärkt gehen nun einige ins Training. Allerdings haben meine Zimmergenossinnen Marianne und Katrin und ich beschlossen, dass wir für diese Woche fertig sind und wir wollen ein bisschen unsere Muskel schonen, denn brav wie wir sind wollen wir ja am Montag ins reguläre Training zu Hause in Kaiserslautern gehen und vorher noch ein bisschen Kräfte sammeln. Stattdessen wollen wir zum Kurfürstendamm um ein bisschen durch die Shops zu schlendern. Ganz schnell merken wir: Muskel schonen geht anders. Unsere Shoppingtour entpuppt sich als kleiner Marathon als wir uns in einem verstaubten Comicbuchladen verlieren, Kung Fu-Männchen im Legoladen bauen und die Spielwarenabteilung vom KaDeWe unsicher machen. Wir überlegen sogar ob wir eine Form laufen sollen und somit einen Klamottenladen betreten, aber das hätte der arme Securitymann des Ladens bestimmt nicht verkraftet. Auf jeden Fall ist es ein sehr gelungener Nachmittag!

Abends, nachdem alle erledigt vom Training und sonstigen Aktivitäten sind, finden wir uns zusammen um zurück zum Tempel zu gehen und Abt Shi Yong Chuan und Meister Shi Yong Dao abzuholen. Wir werden gemeinsam mit ihnen in einem chinesischen Restaurant zu Abend essen. Wir freuen uns über diese Ehre! Im chinesischen Restaurant angekommen, werden wir mit großen Augen angeguckt. So viele Menschen auf einmal, und das ohne Vorwarnung! Ich glaube, die Restaurantmitarbeiter waren im ersten Moment ein bisschen mit der Gesamtsituation überfordert, aber auch da hat sich schnell die Anspannung gelegt nachdem Abt Shi Yong Chuan die Regie von allem übernommen hat. Er hat einfach diese ruhige Ausstrahlung. Nachdem alle ihren Platz gefunden haben, bekommt jeder einzelne von uns ein Zertifikat mit dem jeweiligen Namen über die Teilnahme am Training vom ehrenwerten Abt ausgehändigt. Wow! Wir sind alle etwas sprachlos, was man anfangs auch ein bisschen merkt. Aber ganz schnell sind wir doch alle locker und haben sehr viel zu lachen.
Da es ein leckeres Buffet gibt, ist auch die Essensfrage schnell geklärt (die Küche war bestimmt erleichtert) und wir lassen es uns richtig gut gehen und haben den Eisvorrat des Restaurants gut geschmälert.

Feierabend bei der Tai Chi Akademie

Nach dem gemeinsamen Essen begleiten wir Abt Shi Yong Chuan und Meister Shi Yong Dao bis kurz vor den Tempel und verabschieden uns.

Nun wollen wir noch gemeinsam eine Kleinigkeit trinken gehen und sind auf der Suche nach einer geeigneten Bar, da das Hard Rock Café am Ku’damm zu voll ist. Kurz drauf lassen wir uns im „Gecco“, einer kleinen Cocktailbar ein paar Straßen weiter mit der zweifelsfrei coolsten Toilette, an der Theke nieder und stoßen gemeinsam mit sehr leckeren Cocktails auf eine gelungene Woche an. Und was für eine Woche! Ich habe alle auf eine für mich neue Art kennen lernen dürfen, wir haben gemeinsam jede Laune durchlebt und sind enger zusammengerückt. Wie eine große Familie. Und wird sich bestimmt positiv auf unser Training auswirken, da bin ich mir sicher!
Aber nochmal zurück zu den Toiletten: das MUSS man erlebt haben. Die Fliesen sind in einem 45° Winkel angeordnet. Die Fliesenanordnung zusammen mit dem geraden Interieur lässt einen nach einem Schluck und dem Toilettengang denken: „Hoppla, so viel hab ich doch gar nicht getrunken“. Weltklasse! Wobei das nicht so fernab wäre, da die Cocktails preiswert und ihren Preis wert sind. Sehr lecker!
Aber damit keine Gerüchte aufkommen: wir sind zu müde um uns länger aufzuhalten. Nach einem guten Drink haben wir uns Richtung Hotel begeben um halbwegs zeitig ins Bett zu kommen. Wir sind ja doch alle geschafft und zumindest unsere beiden Fahrer müssen fit für die Heimfahrt sein.

In diesem Sinne, eure Seraina Fey =)

Seraina