07.01.2014 – Berlin / Shaolin Tempel Deutschland

Der erste Gedanke des Morgens: Es kann nicht schlimmer werden!
Gleich nach dem Aufstehen kommen sogar von unseren Trainer die Worte „Oh Gott, tun meine Beine weh!“
Am Frühstücksbuffet in unserm Hotel merken wir dann, dass es allen so geht an Aussagen wie „Ich würde mir ja gerne einen Multivitaminsaft holen, aber dazu müsste ich aufstehen.“

Mit der Anstrengung in den Gliedern und einem Gang, der bei vielen an Captain Ahab erinnern lässt, geht es um 10.20 Uhr auf zum Tempel um am Kung Fu um 11.00 Uhr teilzunehmen.

Nach dem Umziehen sitzen wir noch gemütlich in der Teestube des Tempels bevor wir zum Training einen Stock höher laufen müssen. Das Training beginnt mit Lockern, gefolgt von Laufen.
Nach ein paar Runden gibt Meister Yan Yao das Zeichen, dass es ans Dehnen geht. Was gestern noch gut ging zeigt sich heute schon als Herausforderung, da es gar nicht mehr so leicht ist das Bein bis auf die Fensterbank zu heben, aber nach einigem Uh und Ah funktioniert dann auch diese Übung. Im Anschluss an das Dehnen werden abwechselnd Formteile und Stretchkicks trainiert. Das schöne war daran, dass man durch die Formteile warm wurde und die Kicks die Beinmuskulatur gelockert haben, woraufhin der Muskelkater weniger wurde und man wieder normal laufen konnte.
Die letzte Viertelstunde des Trainings wurden Formen geübt. Wir haben als Gruppe die Tong Bi Quan (Gerade Faust) geübt. Da wir diese Form schon bei uns zu Hause gelernt haben, hat Meister Yan Yao sie sich erstmal angeguckt und dann angefangen uns einige Bewegungen anders zu zeigen. So konnten wir es erleben eine Form in zwei ganz unterschiedlichen Arten zu lernen.
Nachdem dann die Viertelstunde rum war kam als Abschluss noch fünfzig Liegestütze für alle, bevor es, fast schmerzfrei, in die Mittagspause ging.

Nachdem jeder duschen war gab es dann ein leckeres Mittagessen beim Japaner Ishin, bei dem wir auch am Tag vorher schon waren.

Bevor wir wieder in den Tempel gegangen sind haben wir noch einen Zwischenstopp bei der nächsten Apotheke gemacht um Magnesium gegen unseren Muskelkater zu kaufen. Dort wurden wir erstmal etwas fragen angeguckt, nachdem die gesamte Mannschaft die Apotheke vollgestellt hatte. Mit fachkundiger Unterstützung von Marianne fanden wir dann auch was wir suchten um die nächsten Tage etwas schmerzfreier zu überstehen.

Als wir im Tempel ankamen kamen verstärkt die Fragen auf „Was machst du eigentlich heute noch an Training?“ Die einen wollten Tai Chi Chen weiterlernen, weil es ganz neue Erfahrungen mit sich brachte, die anderen wollten im Qi Gong weiter üben, und wieder andere frei nach dem Motto „Jedem das Seine, nur mir das Meiste“ nochmal das ganze Programm von Qi Gong, Tai Chi und Kung Fu mitnehmen.

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Nachdem wir vor Kurzem bei uns im Training mit Sparring angefangen haben, war natürlich die Vorfreude und Spannung auf das San Da Training abends groß.
Zum Abschluss eines harten Tages gab es dann noch einmal ein dreiviertelstündiges Aufwärmtraining, was größtenteils aus Cardio bestand; erst leichte Übungen, wie Schritt setzen und zwei Schläge folgen, danach das ganze rückwärts. Gegen Ende wurden die Übungen dann zunehmend komplizierter, beispielsweise Stoßkick mit Links, zwei Schläge hinterher und das ganze abschließen mit einem gedrehten Kick mit rechts… und das dann in der Rückwärtsbewegung.
Als es dann die letzten zwanzig Minuten ans Kämpfen ging, staunten wir nicht schlecht mit was für riesigen Handschuhen dort gekämpft wird. Nach einer kurzen Inspektion unserer Handschuhe meine Meister Yan Yao wir könnten nicht mit diesen kämpfen, da sie zu hart wären. Nachdem wir versichert hatten, dass wir sie gewohnt sein durften wir dann trotzdem gegeneinander kämpfen… aber auch nur so lange bis unser Meister gesehen hat, wie wir draufhauen und uns dann doch ganz schnell andere Handschuhe anziehen geschickt hatte. Solange wir nur vereinsintern gekämpft hatten war alles auch soweit noch ganz gut, aber nach zwei drei Partnerwechseln waren wir alle doch, mehr oder weniger offensichtlich, ziemlich fertig.

Zum Abschluss des Tages ging es nochmal zum Italiener unseres Vertrauens direkt um die Ecke.
In der gemütlichen Abschlussrunde hat man dann die allgemeine Erschöpfung gemerkt, da es ruhiger war als sonst und wir danach nicht mehr lange sitzenbleiben wollten, sondern nur noch so schnell wir möglich ins Bett.

Der letzte Gedanke abends im Hotel: es kann schlimmer sein.

Euer Kay Wicke