Bei diesen Sprüngen ist das Verletzungsrisiko sehr hoch.

Verletzungen im Kampfsport

Heute komme ich zu einem meist schmerzvollen und sehr unbeliebten Thema in den Kampfkünsten.

Verletzungsrisikos im Training.

Als erstes sollten wir festhalten, daß es selbst in wirklich harten, Zweikampf betonten Kampfkünsten, wie Boxen oder Thai Boxen, seltener zu schweren Verletzungen kommt als im normalen Breitensport wie Fußball, Handball oder ähnlichem.
Hinzu kommt, daß die Meisten der auftretenden Verletzungen vom Trainierenden selbst verursacht werden.

Ich möchte nun die häufigsten Verletzungsursachen im Training in Kategorien einteilen und aufzählen.
Wie immer teile ich auch hier meine eigenen Trainingserfahrungen:

1. Selbstüberschätzung:
Übertraining
übertriebenes Dehnen
ignorieren der körpereigenen Warnsignale
Trainieren im übermüdeten Zustand
Imponiergehabe im Training ( zu beobachten nicht nur bei Männern )
Merke: Gebalzt wird in der Disco und nicht in den Trainingsräumen

2. Sturheit und das unterschätzen der eigenen Fähigkeiten
– Unachtsamkeit und fehlende Konzentration
Übungsfehler durch falsches und eigenmächtiges Training
Das Ignorieren der Anweisungen des Lehrers
Falsches oder zu geringes Dehnen
zu geringes oder falschausgeführtes Aufwärmen

3. Persönliche Dummheit
Trainingsfremde Extrembewegungen und Auffälligkeiten ( Zu deutsch: Blödsinn machen! )
Showmachen ( Das betteln um Aufmerksamkeit, siehe auch Balzverhalten )
übertriebene Verbissenheit
fehlende emotionale Kontrolle ( wenn üben unter Freunden zur dummen Brutalität wird )
Fehlendes Wissen über die Sportart die man gewählt hat
Es handelt sich bei z.B. Tai Chi, Kung fu und Qi Gong um Kampfkünste, nicht um Reha Bewegungsterapien oder Hallenhalma…

Einige dieser Punkte musste ich in den letzten Jahren immer wieder selbst erfahren.
Besonders oft gerate ich in die Fallen der Selbstüberschätzung.
Alles voran die Punkte
ignorieren der körperlichen Warnsignale
dem Trainieren in müdem Zustand
und dem Übertraining

Konzentriertes Dehnen gehört zu jeder Trainingseinheit

Konzentriertes Dehnen gehört zu jeder Trainingseinheit

Diese Dinge liegen leider zum Teil in meiner Natur, aber das Wissen über eine solche Schwäche, ist schon mal der Anfang zu Besserung. Oder sollte es Sein.

Folgende Punkte haben bei mir selbst zu den nachhaltigsten Verletzungen gesorgt.

Balzverhalten und zu geringes Aufwärmen zusammen mit dem Training in körperlicher Erschöpfung.

Mein Balzunfall, wenn ich das mal so nennen darf, liegt zum Glück schon eine Weile hinter mir und endete so Schmerzhaft das ich meine Lektion zumindest in dieser Richtung nachhaltig gelernt zu haben scheine.
In meiner Hauptschulzeit war ich Leistungsturner und beziehungstechnisches Mauerblümchen.
Bei einem Schwimmtraining mit der gesamten Klasse, nutze unser Lehrer die Möglichkeit, seiner Turnerschützlinge auf den Salto Rückwärts vorzubereiten.
So übten wir, mit Hilfestellung einen Salto Rückwärts vom Beckenrand in das Wasser.
Als sich bei den Übenden die Erschöpfung breit machte beendete unser Lehrer das Training und wies uns an, keine Eigenmächtigen Sprungversuche zu tätigen. Ihr seht also mein Fehlverhalten überschneidet sich auch noch mit anderen Punkten aus meinem oben aufgestellten Katalog.
Allen voran das ignorieren der Anweisungen des Trainers.
Soweit war alles gut. Wäre da nicht meine zu dieser Zeit erfolglos vergötterte Herzensdame am Beckenrand gewesen. Ich bemerkte, daß sie mich das erste mal auch musterte und wollte meine Chance sofort nutzen.
Das Ganze endete in der Notaufnahme und einem leichten Riss in der Schädeldecke.
Die Narbe an meinem Hinterkopf und meine tiefe Angst vor rückwärtigen Sprüngen, werde mich ewig an diese Situation und meine Blödheit erinnern.
Am schlimmsten war natürlich, daß die Dame nur von meiner Blödheit verwundert war und ich ein halbes Jahr nicht trainieren konnte.
Diesen Trainingsverlust konnte ich in der Schulzeit auch nicht mehr aufholen.
Ab diesem Tag waren meine Mittrainierenden immer ein wenig besser als ich.

Die zweite Verletzung ist die einzige aus dem Kampfkunsttraining stammende Verletzung, die nicht innerhalb von 2 Wochen wieder ausgestanden war.
Immer wieder gibt es durch Missachtung der häufigsten Verletzungsursachen leichte Zerrungen oder Prellungen im Training, frei nach wo gehobelt wird, fallen Spähne.
Die Verletzung auf die ich nun noch eingehen möchte beeinträchtigt mich jedoch seid einem Jahr.

Es handelt sich um eine Zerrung und der daraus resultierenden Entzündung der Adductorenmuskulatur ( Oberschenkel Innenseite ).
Verursacht würde sie durch einen häufigen Fehler von unterrichtenden Personen.
Nach dem Aufwärmtraining beginnt man mit der Unterweisung seiner Schüler und kontrolliert deren Bewegungen. Was man dann nie vergessen sollte, ist das man selbst in dieser Zeit sehr schnell wieder auskühlen kann und die Muskulatur für Verletzungen anfälliger wird.
Genau in einer solchen Situation genügte dann eine Standartbewegung um meine Verletzung auszulösen.

Pech war im nachhinein die zwar beherzte aber falsche Versorgung der Zerrung, durch einen Orthopäden in meiner Heimat. So ging es von Fehldiagnose zu Fehldiagnose und endete damit, daß ich im letzten Jahr an manchen Tagen kaum noch fähig war normal zu gehen.
Der Tipp einer Bekannten, der ich unsagbar Dankbar für ihre Mühe bin, brachte mich in die Behaldlung Ihres Arbeitgebers, Dr. Scherbel in Bruchsal.
Dr. Scherbel schaltete systematisch alle Diagnosen meines vorhergehenden Arztes aus und begann sofort mit der Behandlung.
Dank seiner Mühen bin ich nun wieder fast schmerzfrei und kann fast uneingeschränkt trainieren.

Was ich mit diesen Geschichten klar machen möchte ist,
Verletzungen durch eigene Fehler passieren jedem, wichtig ist, niemals andere dafür verantwortlich machen zu wollen.
Des weiteren sollte man aus diesen Fehlern lernen und andere Mitstreiter darauf hinweisen. Man sollte sich egal welchen Sport man betreibt klar sein, daß Verletzungen passieren können und sich informieren, wie man Zerrungen oder Prellungen im Notfall korrekt Erstversorgen kann.

Auch im harten Training in China gibt es Verletzungspotenzial

Auch im harten Training in China gibt es Verletzungspotenzial

Zur Erstversorgung werde ich in den Wochen gemeinsam mit einem Mediziener einen eigenen Post verfassen.
Dieses Thema ist sehr wichtig, da die kuriosesten Halbwahrheiten im Umlauf sind und durch eine falsche Erstversorgung bleibende Schäden entstehen können.

Auch sehr wichtig ist die sorgsame Meldung einer Sportverletzung. Diese muss innerhalb von 3 Tagen bei eurem Verein und somit der Versicherung eingehen. Also wenn du dich im Training verletzt und am nächsten Tag noch durch Schmerzen beeinträchtigt bist. Melde es bei deinem Trainer und geht zum Arzt.
Merke:
Bei einer verspäteten Meldung eines Schadenfalls verfällt die Übernahmepflicht der Versicherungen.

Zum Abschluss also meine Bitte.
Informiere dich fachlich über die Erstversorgung von Sportverletzungen, das Auffrischen der Ersthelferausbildung ist auch immer hilfreich.

Mach dir bewusst wo deine Grenzen sind und versuche diese nur langsam und mit Achtsamkeit, gemeinsam mit deinem Körper zu erweitern.
Mit dem Kopf durch die Wand hat noch nie einen Schüler zum Meister gemacht, aber schon sehr oft zum Krüppel.

Mach dir bewusst warum Du Kampfkunst betreibt, anderen etwas zu Beweisen ist immer der falsche Grund.

Danke für die Aufmerksamkeit
Alles Gute
Und ein steht’s verletzungsfreies Training wünscht dir

Jörg Roth
Trainer für Kung Fu
Tai Chi Akademie e.V. Kaiserslautern

P.S.:
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