Mittlerweile haben wir 56 Kung Fu Schüler im Alter von 9 bis 59 Jahre.

Fit in jedem Alter

… ist das nicht ein Traum, den jeder hat? Er entsteht, meiner Meinung nach, meist durch Verlustängste. Besonders vor dem Verlust der Stellung und Wirkung in der Gesellschaft, sowie vor Krankheit und Leiden. Oft wird dann an die Alten und dennoch nicht gealterten Meister aus Asien gedacht. Doch wie erhalten diese scheinbar unverwüstlichen Menschen ihre Fitness? Was sind die häufigsten Fehler die in unserer Gesellschaft gemacht werden? Warum erfüllt ein Älterwerden uns so mit Angst?

Wahrscheinlich beginnt es schon einmal mit der gesellschaftlichen Stellung der Älteren. In Asien sind die Großeltern keine ausgestoßenen oder unliebsamen Anhängsel der Gemeinschaft. Sie sind Respektspersonen. Sie haben Aufgaben und bewältigen diese selbstständig. Des Weiteren ist die Ernährung ein wichtiger Baustein zum erfolgreichen Älterwerden , sowie die ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit. Der Mensch muss trinken und es sollten ca. 3 Liter Wasser am Tag sein, nicht Kaffee, nicht Cola, sondern Wasser!

Nun kommen wir zum nächsten Baustein:

Geregelter Tagesablauf und ausreichend Bewegung.

Der geregelte Tagesablauf ist wahrscheinlich das Wichtigste. Im Urlaub soll man rasten, doch das sonstige Leben muss von Anforderungen und Erfolgserlebnissen begleitet sein, sonst fühlt man sich schnell schwach und zu nichts nutze. Jeder, der ehrlich zu sich selbst ist, kann das bestätigen. Ein glücklicher Mensch ist ein Teil der Gesellschaft und sieht sein Tun und Streben als anerkannten Dienst für seine Mitmenschen. Ich habe immer wieder erlebt, wie ein glücklicher und agiler Mensch aus dem Berufsleben ausscheidet und innerhalb höchstens eines Jahres zu einem unzufriedenen und kranken Rentner wird, der sich in der Gesellschaft nicht mehr erwünscht fühlt.

Zur Bewegung:
Erstens: alles ist erlaubt. Die einzigen Kriterien sollten nach meiner Erfahrung die folgenden sein:

  • Eigener Wille
  • körperliche Grenze (die sich immer erweitern lässt)
Manfred beim erlernen einer Shaolin Kung Fu Form.

Manfred beim erlernen einer Shaolin Kung Fu Form.

Wer sagt denn, dass man im Alter nicht mehr mit Kung Fu oder Freeclimbing anfangen sollte? Ich bin der Meinung, es sollte einfach ausprobiert werden, aber dabei dürfen keine Wunder verlangt werden. Ich sage im Training immer: Jeder soll trainieren, wie er kann, aber seid ehrlich zu euch selbst! Nur, weil das Dehnen ein bisschen weh tut oder die Muskeln am Anfang noch nicht so belastbar sind wie ihr es gern möchtet, heißt das nicht, dass es kein Sport für euch ist.

Unser ältester Kung Fu Schüler, Manfred, ist 59 Jahre alt. Er hat kein Interesse mehr an akrobatischen Sprüngen oder Spagaten, aber umso mehr an der Formenlehre, den Selbstverteidigungstechniken und dem Sparring. Die Gemeinschaft macht ihm sehr viel Spaß und er erlebt jede Woche kleine Trainingserfolge. Manfred beschwert sich nie, macht alle Übungen im Rahmen seiner Möglichkeiten mit und ist mittlerweile beweglicher als mancher seiner jüngeren Mitschüler. Er ist ein sehr gutes Beispiel für dieses Thema. Stets am Lachen und im Herzen jung geblieben. Manfred ist aus einem ähnlichen Holz geschnitzt wie unser Meister Adelino Rondalli selbst. Wahrscheinlich ist das auch ihr Geheimrezept: Im Herzen ein bisschen Kind bleiben und auf sich Acht geben, ohne übervorsichtig und ängstlich zu sein. Möge ich selbst und jeder unserer Mitmenschen dies auf dem eigenen Lebensweg niemals vergessen.

Unser Meister ist mit 66 Jahren und der einzige in unserem Verein der ein Standspagat an der Sprossenwand schafft.

Unser Meister ist mit 66 Jahren und der einzige in unserem Verein der ein Standspagat an der Sprossenwand schafft.

Eines sollte ich noch hinzufügen. Unser Manfred hat mit 56 Jahren bei uns angefangen und sich durchgebissen. Ich habe sehr viel Achtung vor ihm und bin froh ihn als Schüler zu haben.

Wie sind deine Erfahrungen dazu? Welche Erlebnisse hast du mit ewig Junggebliebenen? Wie oft hast du dich schon gefragt, wie kann man im Alter so fit sein und warum hast du nicht einfach nachgefragt?
Lass es uns wissen, in einem Kommentar.

Alles Gute
Jörg Roth
Trainer für Kung Fu
Tai Chi Akademie e.V. Kaiserslautern

2 Kommentare
  1. Angela Neidl sagte:

    Hi, ich habe vor einem Jahr mit 51 angefangen Kung Fu zu trainieren. Klar geht nicht mehr alles, aber erstaunlich vieles. In Punkto Beweglichkeit kann so mancher „Jungspund“ nicht mithalten. Ich finds supergut, die Truppe ist Klasse, alle Altersgruppen sind vertreten, verstehen sich prächtig und jeder hilft jedem. Das Training ist super für die Kondition, die Beweglichkeit und das Gedächtnis (Formen!!). Ich möchte es nicht mehr missen. Wir haben auch noch einen 60jährigen dabei, der hält auch super mit. Ich denke, dass wir so manchen 20 oder 30jährigen, der tagaus, tagein nur vor dem Computer hockt, locker in die Tasche stecken. Man ist immer so jung wie man sich fühlt, stimmt. Und manchmal nach einem besonders „guten“ Training sind das schon mal locker 100 Jahre oder so. 😉 Ich bin grad am Spagat üben, den will ich auf jeden Fall noch hinkriegen und einen Salto 😀

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