Ohne Konsequenz, keine Disziplin

Strafen im Kampfkunstunterricht

Hallo lieber Leser, herzlich willkommen zu unserem dieswöchigen Blog-Beitrag. Wir gehen dieses Mal auf die Konsequenzen aus der Disziplinfrage ein. Welche Strafen sind im Kampfkunsttraining angemessen und welche haben im Dojo / Daochang nichts zu suchen?

Hier ist mal wieder Jörg Roth von der Tai Chi Akademie Kaiserslautern. In unserer modernen Welt ist es nicht immer leicht, Disziplin im Training durchzusetzen. Oft steht man gerade Kindern gegenüber, für die Disziplin und Konsequenz einfach Fremdwörter sind. Hier ist es besonders wichtig, im Training einen funktionierenden Strafenkatalog in der Hinterhand zu haben. Diese Strafen sind notwendig und müssen angemessen und wirkungsvoll sein, um bei den Schülern Fortschritte im Verhalten zu erzielen. Doch hört man leider immer wieder von Schulen, in denen Strafen an der Tagesordnung sind, die nicht nur unangemessen sind, sondern schlicht und einfach gegen jegliche guten Sitten verstoßen.

Prügelstrafen oder Ähnliches haben im Training nichts verloren!

  1. Liegestütze oder Situps: Die Anzahl steigt je nach Vergehen
  2. Mabu (Pferdestand) stehen: nach einer oder zwei Minuten ist jedem klar, wo es lang geht
  3. Eine Angemessene Zeit die Nichtbeachtung des Schülers und ihm Korrekturen und Lehre verweigern
  4. Sofortiges Beenden seines Trainings! Sollten z.B. Punkt 1 oder 2 verweigert werden, schicken wir den Quertreiber nach Hause. (Darf bei Kindern nur im Beisein eines Erziehungsberechtigten angewandt werden, da sonst die Aufsichtspflicht verletzt wird. Alternativ kann man den Schüler bis zum Ende der Stunde auf die Bank setzen, die Eltern werden über den Vorfall informiert und über das Verhalten und die Regeln ausführlich aufgeklärt sobald er abgeholt wird)
  5. Ein befristetes Verbot der Trainingsteilnahme,
  6. sollte all das nicht helfen, kann auch ein endgültiger Ausschluss mit Vertragskündigung folgen.

Ich muss jedoch sagen, dass wir den 4. Punkt bisher noch nicht anwenden mussten, worüber ich sehr froh bin.

Nach spätestens einer Minute in der MaBu-Haltung, werden nicht nur die Knie weich

Nach spätestens einer Minute in der MaBu-Haltung, werden nicht nur die Knie weich

Ganz persönlich reichte mir als Strafe schon das Wissen, den Unmut des Meisters auf mich gezogen zu haben. Für einen Schüler der unbedingt lernen möchte, ist es die schlimmste Strafe, nicht unterrichtet zu werden. Wenn ich Trainingszeit mit Liegestützen vergeuden musste, oder der Meister mich einen Abend lang ignorierte, wusste ich sofort, dass ich diesen Fehler nicht noch einmal tun würde.
Natürlich gibt es auch Schüler, die sich auflehnen möchten oder sich gegen die Regeln des Vereins stellen. Für diese gab mir mein buddhistischer Meister Shi Yan Cheng einen wundervollen Satz mit auf den Weg.

LERNE ODER GEHE!

Darin bin ich auch sehr streng. Wer nicht möchte, wird nicht unterrichtet. Eine einfache Regel. Niemand kann mich zwingen, einen aufsässigen Schüler zu unterrichten, genauso wie ich mich keinem aufzwingen werde, der sich gegen meinen Unterricht stellt. Und noch eine Kleinigkeit möchte ich hier hinzufügen.
Ich werde immer wieder gefragt, ob ein Trainer oder Meister einen Schüler anschreien darf. Meine Meinung dazu ist ja. Natürlich sollte es nicht zur Gewohnheit werden, was im Übrigen auch der Wirkung schadet, aber prinzipiell reden wir hier über Kampfkunstunterricht, nicht über eine Häkelgruppe. Wenn jemand Mist baut oder mit seinen Gedanken auf Sternenreise geht, muss ein Trainer auch die Möglichkeit haben, den Schüler unsanft zu wecken oder ihm unmissverständlich klarzumachen, dass er sich zusammenreißen soll. Wir reden in unserer Welt immer von einem respektvollen Umgang miteinander und der ist auch uns im Training äußerst wichtig. Das heißt aber keineswegs, dass wir deswegen jetzt Samthandschuhe anstelle von Lederboxhandschuhen tragen. Man sollte immer bedenken: ein Lehrer ist am besten, wenn er authentisch ist, denn einem Blender oder gekünstelten Rhetoriker folgt in einem Dojo niemand gern. Mit den folgenden wichtigen Leitsätzen möchte ich nun zum Ende kommen.
Alle Mitglieder müssen in die Regeln des Dojo / Daochang umfassend eingewiesen werden und alle Strafmaßnahmen müssen bekannt sein. Regeln und Strafen müssen ohne Ausnahme und umgehend umgesetzt werden

Der Liegestück auf den Fäusten ist eine der häufigsten Strafen im Kampfkunstunterricht.

Der Liegestück auf den Fäusten ist eine der häufigsten Strafen im Kampfkunstunterricht.

Wie immer sind dies hier meine Ansichten, abgesegnet durch unseren Meister Adelino Rondalli. Was uns nun brennend interessiert, sind die Stimmen anderer Kampfkunstschulen. Welche Strafen gibt es bei Euch, wie sind Eure Erfahrungen? Lasst es uns wissen mit einem Kommentar!

Bis zum nächsten Mal.
Alles Gute
Jörg Roth und das Team der
Tai Chi Akademie e.V. Kaiserslautern

2 Kommentare
  1. RH sagte:

    Bei mir ist es ebenfalls so … Ich wurde beim Training zum Glück noch nie sonderlich bestraft, da ich mich durch meine Interessierheit meist gut benommen habe …. 🙂

  2. Sabrina Schmitt sagte:

    Ich habe bis vor 11 Jahren mehrere Jahre Karate & Kickboxen gemacht, und in meinem damaligen Dojo war es ziemlich genauso. Der allgemeine Umgangston des Sifu mit uns Schülern war etwa wie bei der Army, aber sehr wirkungsvoll – wir hatten einen Heidenrespekt. Lauter Befehlston war Standard, aber richtig herum geschrien wurde eigentlich nie. Gelegentliche Störer waren dann eher Mädels zwischen ~7 bis 16, 17, die herumalberten, kicherten und schwatzten. Dann gabs Liegestütze, den Pferdestand und die Androhung, ausm Training zu fliegen, ignoriert zu werden oder bestimmte Übungen (Waffentraining z.b., was sehr beliebt war) nicht mitmachen zu dürfen. Das hat zumeist gereicht 😀
    Liegestütze und Pferdestand hat die meisten tatsächlich, ab einem gewissen Gürtel-/ Erfahrungsgrad (und die meisten Kids um die 13, 14 waren schon beim Braungurt), nicht mehr gestört, da die sowieso minutenlang so stehen konnten (die haben dann im Pferdestand weiter geschwatzt xD). Dafür hat die Ignoranz des Trainers oder besonders das Trainingsverbot gewirkt – das war für uns Kinder schon wie eine kleine Katastrophe 🙂

    Und tatsächlich sind solche Störungen auch immens selten vorgekommen, es gab bei uns z.B. auch gar keine Rebellen oder Leistungsverweigerer. Allein dadurch, dass wir den Trainer vergötterten, vermieden wir tunlichst ihn zu verärgern und wagten es nicht im Traum, frech oder aufsässig zu werden.
    Also, so aus Sicht eines (ehemaligen) Kindes: ein guter Trainer, dem Authorität und Respekt der Schüler entgegen gebracht wird, macht schon viel aus! 🙂

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