Samantha vor ihrem ersten Kampf

Der Tiger ruht vor dem Sprung / Bericht zum Freikampf- und Meditationsseminar

Und wieder einmal begrüßen wir Dich herzlich zu unserem aktuellen Blogeintrag.
Wir möchten Dir heute die Möglichkeit geben, nachträglich an unserem ersten Seminar des Jahres teilhaben zu können!

Im Rahmen des Seminars haben wir unseren aktiven Mitgliedern die Gelegenheit geboten, ihre ersten Freikampferfahrungen zu machen. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit, eine kleine Einweisung in die Lehre des Buddha und die zum Shaolin Caodong Chan gehörende Meditation zu erhalten.
Diese beiden Elemente ergänzten sich auf sehr angenehme Weise, was allen Teilnehmern einen erfüllenden und bereichernden Tag verschaffte.
Unsere Kung Fu Schülerin Samantha hat für Dich einen Bericht über Ihre Erlebnisse verfasst:

Als die Tai-Chi-Akademie eine Einladung an alle Mitglieder zu einem Kampfseminar am 18.01.2015 in der Beilsteinschule Kaiserslautern herausgab, war ich trotz großem Interesse erst einmal skeptisch. Schließlich trainiere ich erst seit 4 Monaten Kung fu und bin damit noch ein blutiger Anfänger. Allerdings ermutigte mich dann doch die Beschreibung „Einführung“ in den Freikampf, und die Vorstellung von Chan-Meditation sowie der damit verbundenen Lebensphilosophie Caodong Chan. Ich war einfach neugierig und so meldete ich mich an.
An dem lang erwarteten Sonntagmorgen um 9 Uhr trafen sich schließlich 13 Teilnehmer sowie Trainer Jörg Roth, die beiden Meister Dirk Hilgert und Markus Lesmeister sowie unser Großmeister Adelino Rondalli in der Turnhalle der Beilsteinschule zum Kampfseminar. Nach dem üblichen Aufwärmprogramm, einigen Dehnungs- und Lockerungsübungen, begann gleich das erste Sparring. Im Vorfeld gab es nur eine kurze Einführung von Markus und Dirk, über die Regeln und Tabus beim Freikampf. Ein klarer Treffer zählte ein Punkt, nach drei erzielten Punkten eines Kämpfers wurde der Kampf beendet. Die Sparringspartner wurden variierend von den beiden Meistern ausgewählt. Alle nicht-involvierten Teilnehmer saßen um den Ring herum und hatten so die Gelegenheit, die anderen bei ihren Kämpfen zu beobachten und zu analysieren. Als mein erster Freikampf bevor stand, war ich wirklich nervös. Zum einen bestand die Überwindung, seinen Gegenüber, einen Freund, zu schlagen bzw. eventuell sogar zu verletzen. Auf der anderen Seite, die eigene Angst, sich weh zu tun oder sich ganz einfach lächerlich zu machen. Besonders letzterer Punkt war definitiv völlig unbegründet 😉

Neben dem Sparring wurden im Seminar neue Kampftechniken geübt

Neben dem Sparring wurden im Seminar neue Kampftechniken geübt

Auf die 1. Sparring-Runde folgte eine Übung von verschiedenen Schlag- und Kick-Kombinationen, mit dem Ziel, diese auch später in den folgenden Runden einsetzen zu können.
In einem abgeteilten Nebenraum der Turnhalle hatte Jörg bereits im Vorfeld einen Ort für die Meditation hergerichtet. Er erklärte uns die Verhaltensregeln an einem solchen Ort und forderte uns auf, in der Meditation nichts zu erzwingen, uns auf unsere Atmung zu konzentrieren und unseren Körper zu beruhigen. Nach 12 min in vollkommener Ruhe erging es sicherlich nicht nur mir so, dass die Beine und der Rücken von der ungewohnten Haltung schmerzten.

Nach einer kurzen Mittagspause führte Jörg uns in die Grundlagen der Lehre des Buddha ein. Er befragte alle, was sie mit diesem Thema verbinden und welches Vorwissen bestehe. In erster Linie wollte er uns vermitteln, dass es sich bei der Lehre Buddhas nicht um eine Religion oder Philosophie handelte, nicht um das Anbeten eines höheren Wesens, nicht um das stupide Folgen einer vorgefassten Lehre geht. Vielmehr ist es ein Weg, Selbsterkenntnis zu erlangen. Der Weg der Achtsamkeit, der bestritten werden soll, ist ebenfalls der Weg der Rechtschaffenheit und führt zum Wohlbefinden. Interessant fand ich die Parallelen zur Wissenschaft, besonders zu den physikalischen Grundgesetzen. Einige der Teilnehmer standen den Lehren eher skeptisch gegenüber, andere konnten sich sehr gut darin wiederfinden. Es ist definitiv eine interessante und für mich persönlich akzeptablere Lehre als die meisten anderen religiösen Wege, die ich bisher kennenlernte.

Wie der Tiger vor dem Sprung sammelten wir Kraft in der Meditation

Wie der Tiger vor dem Sprung sammelten wir Kraft in der Meditation

Nach der Theorie und einem kurzen Wieder-Aufwärmen ging es dann schon wieder zum Freikampf. Während unsere Meister uns bei der ersten Sparring-Runde „einfach mal machen ließen“, um ein Gefühl für die Kampfsituation zu bekommen, wurden in den nachfolgenden Runden dauernd Tipps und Verbesserungsvorschläge gegeben. Deutlich fiel auf, welche der Teilnehmer bereits Erfahrung im Sparring hatten, und dass selbst eine sehr gute Kenntnis der Formen und eine gute Haltung im wöchentlichen Training nicht besonders viel mit der Anwendung während des Freikampfes zu tun hat. Die vorher geübten Kicks und Schläge sollten nun auch eingesetzt werden. Dies gelang bei den meisten Teilnehmer nur teilweise, oft verfiel man selbst in alte, einfache Verhaltensmuster zurück. Durch diese Erkenntnis wurde mir die Wichtigkeit des Übens, von Ständen und Techniken erstmals bewusst. Nur was wirklich verinnerlicht wurde, ist in einer Kampfsituation hilfreich. Die Routine vereinfacht alle Reaktionen und wirkt beruhigend in einer Stresssituation.
Später wurden noch einige Verteidigungsmaßnahmen geübt. Leider konnten diese aufgrund der vorangeschrittenen Zeit nicht mehr im Sparring ausprobiert werden. Zum Schluss des aktiven Teils folgte ein Zirkeltraining, um alle Teilnehmer nochmal auszupowern.
Der Abschluss des Seminars bildete eine 30-minütige Meditation. Während es mir bei der ersten Meditation noch bedeutend schwerer fiel loszulassen, meine Gedanken ständig um etwas kreisten, sei es das vorherige Training, die Emotionen beim Sparring, die Aufgaben die der Alltag bereit hielt, so war diese zweite Meditation doch deutlich entspannter. Ich konnte meine Gedanken lösen und mich nur auf mich selbst konzentrieren. Vielleicht lag das an dem anstrengenden Tag, der nun hinter uns allen lag, vielleicht auch daran, dass die Meditation sich beim zweiten Versuch nicht mehr ganz so fremdartig anfühlte.
Alle Teilnehmer ließen den Tag bei einem Abendessen, im vietnamesischen Restaurant Saigon in der Innenstadt von Kaiserslautern, ausklingen. Bei einer harmonischen Stimmung und gutem Essen wurde das Seminar noch einmal Revue passieren gelassen.

Auf die Ruhe folgte der sprichwörtliche Sturm

Auf die Ruhe folgte der sprichwörtliche Sturm

Mein Fazit: Ein sehr lehrreicher, interessanter und auch sehr anstrengender Tag! Ich bin froh darüber, mich trotz anfänglicher Skepsis für dieses Seminar entschieden zu haben. Jeder Teilnehmer konnte für sich selbst erfahren, wie weit er persönlich im Freikampf ist und was vielleicht noch nicht so gut klappt. Viele Erkenntnisse und Eindrücke konnten von jedem selbst gewonnen und mit ins normale Training übernommen werden. Das Seminar fand großen Anklang, viele wünschten sich eine baldige Wiederholung und einen größeren Einfluss von Kampftechniken in das wöchentliche Training. Vielen Dank an unsere Meister und Trainer, dass sie uns diesen Tag ermöglicht haben!
Alles Gute
Samantha

Wir hoffen dieser kleine Bericht hat Dich neugierig gemacht!
Den Text über die Lehre des Buddha, welchen wir an diesem Tag mit den Teilnehmer durchgearbeitet haben, findest du unter diesem Link:

Unser Verein wird in diesem Jahr auch wieder öffentliche Seminare abhalten. Nun bitten wir Dich, uns mitzuteilen, welche Themen Dich interessieren würden!
Derzeit sind Seminare zur Lehre Buddhas, mit Meister Shi Yan Chang, sowie weitere Kampf- und Formenseminare geplant. Ausserdem möchten wir ein Tai Chi und ein Qi Gong Seminar für Anfänger anbieten.
Nun würden wir uns wie immer über ein paar Zeilen von Dir und das Teilen dieses Blogeintrags freuen.
Eine großartige Woche, wünscht dir
das Team der Tai chi Akademie Kaiserslautern