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Geduld und Beharrlichkeit

Hallo!

Schön, dass wir dich wieder zu unserem Blog begrüßen dürfen.

Während du diese Zeilen liest sind unsere beiden Chinareisenden, Jaap und Jörg wahrscheinlich schon im Flugzeug ins Land der Mitte. Jörg hat uns vor seiner Abreise noch einen Text zur Verfügung gestellt. Es geht um 2 tragende Säulen des Kampfkunststudiums.

Geduld und Beharrlichkeit. Viel Freude beim Lesen.

Ein Vorbild für die Geduld und Beharrlichkeit. In dieser Höhle meditierte Bodhidharma der Legende nach 9 Jahre lang.

Ein Vorbild für die Geduld und Beharrlichkeit. In dieser Höhle meditierte Bodhidharma der Legende nach 9 Jahre lang.

Hallo Zusammen hier ist mal wieder Jörg Roth von der Tai Chi Akademie.

ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN – das ist, was die Lehrer immer wieder wiederholen und auch ich habe diese Worte sehr oft zu hören bekommen. Diese Worte zu hören, wenn ich mal nicht weiterkam, war immer ein Ansporn für mich, es weiter zu versuchen. Denn früher oder später haben das beharrliche Üben und das nicht Aufgeben mich stets ans Ziel geführt. Im wöchentlichen Training und in Workshops habe ich aber festgestellt, dass die meisten Schüler das ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN nicht mehr als Ansporn sehen. Viele fühlen sich nicht ernst genommen, wenn sie solch eine Antwort bekommen nachdem sie gefragt haben: „ Was kann ich tun, um schnell besser zu werden?“ Diese Haltung haben wir wahrscheinlich unserem hektischen Internetzeitalter, in dem alles Wissen und Können stets sofort zu Verfügung zu stehen scheint, zu verdanken. Alles fließt, hat ein alter griechischer Philosoph mal gesagt. Und das heißt, alles ist in ständigem Wandel. Deswegen muss man sich, meiner Meinung nach, als Lehrer auch an die Bedürfnisse seiner Schüler und dem Lauf der Welt anpassen. Ich glaube, dass man sich heutzutage als ein über alles erhabener Meister und Vorturner nur noch schwer bei seinen Schülern Respekt verschaffen kann. Man sollte seinen Schülern das Gefühl geben, dass es einem wirklich am Herzen liegt, sie zum Erfolg zu führen. Das schafft eine Vertrauensbasis, auf der man aufbauen kann. Allerdings ist und bleibt das Üben der Weg zum Ziel. Doch was sich geändert hat ist meiner Meinung nach, die Art und Weise wie ein Lehrer dies seinen Schülern das vermitteln kann.

Diese Jungs standen geschlagene 25 Minuten in der Dehnung, dass nenne ich Beharrlichkeit.

Diese Jungs standen geschlagene 25 Minuten in der Dehnung, dass nenne ich Beharrlichkeit.

Vor einem halben Jahr z.B. habe ich eine neue Form erlernt. die Shaolin HuQuan. Unsere Schüler haben meine ersten, wackeligen Schritte in dieser Kampfform miterlebt und sehen nun jede Woche welche Fortschritte ich gemacht habe. Sie erleben mit, wie eisern ich übe. In diesen Momenten zeige ich ganz klar, dass auch ich immer noch ein Schüler bin. Dies sollte meines Erachtens jeder Lehrer, jeder Meister immer wieder tun. Nicht im Verborgenen, sondern im Kreise der Mitschüler denn es zeigt unverkennbar, dass ein Lehrerposten oder die Erfahrung in der Lehrtätigkeit nicht bedeuten, dass das beharrliche Lernen endet. Das zu sehen, erleichtert den Schülern ein „Du musst mehr Üben“ als Antwort zu akzeptieren und sich davon nicht runterziehen zu lassen. Das Leben ist wie die Kampfkunst ein ewiges Lernen und nur der, der geduldig mit seinen eigenen Fähigkeiten ist, wird es meistern.

Nach dem harten Training muss man auch mal reden und zusammen lachen können.

Nach dem harten Training muss man auch mal reden und zusammen lachen können.

Wenn mich jemand fragt, was er tun muss, um in der Kampfkunst besser zu werden, dann lautet meine Antwort in etwa so: „Du wirst am schnellsten besser, wenn du beharrlich übst. Wenn du Geduld mit dir und deinem Körper hast! Achtsam und konzentriert trainierst. Wenn du die Kampfkunst zu einem Teil deines Tagesablaufs und letztlich zu einem Teil deines Lebens, ja sogar deiner Persönlichkeit machst. Sei dir im Klaren darüber, dass das Lernen niemals aufhören wird. Du wirst besser werden, aber es wird nie dazu kommen, dass du perfekt bist. Die ständige Verbesserung muss dir Antrieb genug sein.“ Wer diese Dinge nicht beherzigen will, wird die Kampfkunst wahrscheinlich nur kurze Zeit ausüben. Die Erkenntnis dazu muss aus einem selbst kommen, denn von außen aufgetragen ist sie nur eine Art Schminke, die abends wieder abgewaschen wird. Ein ehrliches Lächeln kommt auch von Herzen und kann niemals durch ein aufgemaltes Grinsen ersetzt werden. Für mich gilt folgender Satz im Leben und der Kampfkunst: Geduld und Beharrlichkeit leiten dich auf deinem Weg zu deinem ganz persönlichen Meistertitel. Zu diesem Titel gibt es keine Urkunde und keinen Gürtel. Doch er ist wertvoller als alles, was man für Geld kaufen kann. Denn Glück ist neben der Gesundheit, das einzige, was wohl niemals käuflich zu erwerben sein wird.
Habt Freude beim ewigen Lernen.

Jörg Roth

So, nun bist du wieder an der Reihe. Welche Meinung, welche Gedanken hast du zu diesem Thema. Spielen Geduld und Beharrlichkeit in deinem Leben eine Rolle? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Lass es uns wissen, wir freuen uns über das Teilen, Likes und natürlich deinen persönlichen Kommentar.

Bis zum nächsten Mal,
Das Team der Tai Chi Akademie Kaiserslautern

Ein wichtiger Schritt für unseren Trainer, Jörg Roth

Jörg Roth im Shaolintempel in China 2013

Jörg Roth im Shaolintempel in China 2013

Herzlich Willkommen zu unserem neuen Blogeintrag

im heutigen Text erzählt dir unser Trainer, Jörg Roth, von einem für Ihn sehr wichtigen Schritt in seiner buddhistischen Ausbildung.
Innerhalb der nächsten Wochen werden wir beginnen in unserem Verein einen Meditations- und Übungskreis für alle interessierten Mitglieder unserer Akademie einzurichten. Dieser Meditationskreis wird von Jörg Roth geleitet. Da nicht alle unsere Mitglieder an der buddhistischen Seite des Shaolin Kung Fu interessiert sind, möchten wir den Schülern, die mehr über alle Aspekte dieser Kultur lernen möchten, einen Rahmen bieten dies außerhalb des normalen Kung Fu Trainings zu verwirklichen. Jörg wird am 25. Mai gemeinsam mit unserem Schüler Jaap, für 3 Wochen in den Shaolintempel in China reisen. Dort werden sie während des kompletten Zeitraums an dem Kung Fu- und Qi Gong Training der Mönche sowie an deren täglicher buddhistischer Praxis teilzunehmen. Als Chan-Schüler von Xuefeng Shi Yan Cheng, kann sich Jörg Roth im kompletten Shaolin Kloster frei bewegen und an allen Zeremonien der Mönche teilnehmen. Wie er zum offiziellen Schüler wurde wird er dir nun schildern.

Mein nächster Schritt

Am Abend des 13. Februar 2015 fuhr ich in das weit entfernte Berlin/Frohnau, um Meister Yan Cheng zu besuchen. Mein Mentor hatte mich eingeladen um im Rahmen eines Exerzitiums meine vierfache Zuflucht zu nehmen. Ich war sehr aufgeregt und versuchte die komplette Fahrt über, den Satz in meinen Kopf zu bekommen, den ich für die Zeremonie brauchen würde.
„Wenn es Euch nicht missfällt, bitte ich Euch, mein Freund und Lehrer zu sein, denn ich weiß nichts von dem, in welchem Ihr Meister seid.“

Gegen 17.30 Uhr kam ich endlich am Seminarhaus in Frohnau an und die Aufregung stieg noch weiter. Nach einer herzliche Begrüßung durch Shi Yan Cheng wurde eine heiße Suppe ausgeschenkt. Das tat sehr wohl und sorgte dafür, dass endlich auch meine ruhelosen Gedanken in Frohnau ankamen.

 

Nach dem Essen war es an der Zeit, die Straßenkleidung abzulegen und die braune Leinenrobe anzuziehen. Wieder stieg die Aufregung in mir, schließlich sollte heute Abend ein großer Schritt auf meinem Weg als buddhistischer Schüler erfolgen. Alsbald sammelten sich alle Seminarteilnehmer vor der Eingangspforte des Übungsraumes. Shi Fu Yan Cheng entrollte eine Schriftrolle und hängte sie an den Türpfosten. Auf dem Wandbild war in chinesischer Kalligraphie „Xuan Fo Chang“ (Buddha Auswahlort) zu lesen. Die Tür war ab diesem Moment nicht mehr nur eine Tür sondern eine Barriere für unsere Sorgen und das tägliche Treiben unserer Welt. Um diese Barriere zu durchschreiten, wurde uns eine Aufgabe gegeben, die aus einer überlieferten Changeschichte stammt. Dort durchschritten die chanbuddhistischen Schüler die Pforte der Höhle von Maitreya, einer sagenumwobenen Höhle aus der Mythenwelt des alten China. Um diese Barriere hinter sich zu lassen, mussten sie in einer tiefen Verbeugung und mit einem kraftvollen Chi-Laut auf den Lippen durch den Eingang schreiten. Wir taten es Ihnen gleich und so betraten alle Schüler, nach und nach den Ort der Praxis. Mit diesem Ritual begann das Exerzitium.

 

Nach der Abendzeremonie und einer längeren Meditation war es an der Zeit für den gemeinsamen Tee und meine Zufluchtnahme zu Meister Yan Cheng. Die vierfache Zuflucht ist das Annehmen der 3 Juwelen der buddhistischen Lehre und darüber hinaus die rituelle Annahme des Schülers durch seinen Meister. Erst mit der 4-fachen Zuflucht ist der Schüler Teil der Familie des Meisters.

 

Die Schriftrolle am Eingang des Übungsraumes "Xuan Fo Chang" (Buddha Auswahlort)

Die Schriftrolle am Eingang des Übungsraumes „Xuan Fo Chang“ (Buddha Auswahlort)

Als der Tee gereicht wurde, nahm ich die Schale des Meisters an mich und lies mir das heiße Wasser reichen. Als einen Teil meines Geschenkes an meinen zukünftigen Lehrer, hatte ich einen Teesieb in der Form von Buddhas Hand und einen sehr hochwertigen Yasmintee besorgt. Diesen goss ich in der Schale des Meisters auf, lies das Teesieb eine halbe Minute im Wasser verweilen und entnahm dann den Tee. Nun kniete ich mich neben Meister Yan Cheng und hielt ihm die gefüllte Teeschale mit beiden Händen entgegen.

 

Dann begann ich mit der Bitte um Zuflucht.

„Wenn es Euch nicht missfällt, bitte ich Euch, mein Freund und Lehrer zu sein, denn ich weiß nichts von dem, in welchem Ihr Meister seid.“

 

Auf diese erste Frage gab es keinerlei Reaktion, Shifu Yan Cheng saß aufrecht und regungslos. Ich wiederholte meine Bitte und erneut blieb jedliche Reaktion aus. Ich spürte wie ich selbst und auf die anderen Teilnehmer unruhig wurden. Besonders die Anspannung von meinem Freund Heng Yu war förmlich zu spüren. Erneut hob ich die Teeschale zu Meister Yan Cheng und wiederholte die Bitte:

„Wenn es Euch nicht missfällt, bitte ich Euch, mein Freund und Lehrer zu sein, denn ich weiß nichts von dem, in welchem Ihr Meister seid.“

 

Langsam hob der Shifu den Blick, schenkte mir ein leichtes Lächeln, nahm die Schale und Trank. Dieser Moment war etwas ganz besonderes. Ich fühlte mich erleichtert und wohl. Die Anwesenden atmete hörbar durch und die Anspannung wich aus dem Raum. Meister Yan Cheng bedankte sich für den vorzüglichen Tee und ich nahm die Gelegenheit war, ihm nun auch den Rest meines Geschenkes zu überreichen. Eine kleine aber sehr schön klingende Klangschale. Shifu Yan Cheng bedankte sich dafür und ich mich bei Ihm für sein Vertrauen und seine Geduld.

 

Es war getan, ich hatte meine 4 fache Zuflucht, also zum Buddha, zum Dharma, zum Sangha und zu Meister Yan Cheng genommen. Ich möchte meinen Freunden und Mitschülern für das Mitfiebern bei der Zeremonie, Meister Yan Cheng für das Annehmen meiner Bitte und Dir für Dein Interesse an meiner Schilderung danken.

 

Meister Shi Yan Cheng und sein Schüler Heng Qian Zhi

Meister Shi Yan Cheng und sein Schüler Heng Qian Zhi

Mit der Zuflucht erhielt ich einen Namenszusatz, der die Zugehörigkeit zur buddhistische Linie, der Dao Jun Familie von Meister Yan Cheng, ersichtliche macht. Mein voller buddhistischer Schülername ist nun Heng Qian Zhi.

 

Ich wünsche allen Lesern viel Freude, Achtsamkeit und alles Gute
Jörg Roth

 

Über die gemeinsame Reise unserer beiden Abenteurer und die genaue Aufstellung des geplanten Meditationkreises werden wir in kommenden Blogeinträgen berichten.
Gerne stehen wir wie immer zur Verfügung, um deine Fragen zu dem Thema zu beantworten und freuen uns über das Teilen des Textes. Gerne kannst du uns auch einen Kommentar hinterlassen.
Wir wünschen dir alles Gute und sagen bis zum nächsten Mal.

 

Das Team des Tai Chi Akademie e.V. Kaiserslautern

Vom Müssen und Können

Hallo Zusammen,
am 31.05.2014 fand in Kaiserslautern, ein Workshop mit Dharma-Meister Yan Cheng statt. Wir waren natürlich dabei und unsere Katrin hat das Ereignis in den folgenden Zeilen zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen. Weiterlesen

Ein Feuer das von Herzen kommt

Tagebuch vom Sonntag den 30.03.2014, Joshua Bold

Sonntag, der letzte Tag unseres doch viel zu kurzen Aufenthalts im Shaolin Tempel in Berlin, begann wie jeder andere doch einfach viel zu früh. Aber ohne Frühstück liegen die Unterweisungen des Meisters Shi Yancheng doch etwas schwer im Magen. Also heißt es raus aus den Federn und unter die Dusche, damit auch die letzte Müdigkeit abgeschüttelt wird. Immerhin muss jeder noch sein Zeug packen und in das Auto laden, bevor wir uns auf den Weg zum Tempel machen können. Anschließend treffen wir uns alle unten für das bereits angesprochene Frühstück. Als alle gesättigt sind und bereit für eine weitere Unterweisung im Buddhismus brechen wir auf zum Tempel. Weiterlesen

Chan buddhistischer Workshop im Shaolin Tempel Deutschland

Tagebuch vom Samstag den 29.03.2014, von Kay Wicke

Der Samstag in Berlin fing für einige von uns anders an als für andere. Nachdem Jörg nach mehreren Anläufen seine Tai Chi Chen Form endlich fertig lernen wollte, musste er schon um neun Uhr im Tempel sein. Wir Anderen hatten noch bis zehn Uhr Zeit, um uns dann am Tempel mit ihm zu treffen. Für die Morgenzeremonie um elf wollten wir gemeinsam Kuchen besorgen. Im Januar hatten wir eine sehr gute Konditorei gefunden, die nur 5 Minuten zu Fuß entfernt liegt. Weiterlesen